Wie man den Körper für bessere Porträts positioniert und ausrichtet
February 18, 2025

Das Arbeiten mit Models bringt eine spannende Dynamik in deine Shootings. Sie helfen dir nicht nur dabei, deine Botschaften und Geschichten wirkungsvoller zu vermitteln, sondern ermöglichen es auch deinen Betrachtern, sich besser mit deinen Bildern zu identifizieren.
Der Umgang mit Models erfordert eine ganz eigene Reihe von Fähigkeiten, die verschiedene Elemente umfassen. Zunächst musst du die Grundlagen von Lichtführung, Farbtheorie und Komposition verstehen, die dein Model und dessen Merkmale optimal zur Geltung bringen. Darüber hinaus ist es wichtig zu lernen, wie man ein Model anleitet und mit ihm kommuniziert, sodass die Posen dein Bild verstärken, anstatt unnatürlich oder ablenkend zu wirken. Genau darum wird es heute gehen.
Grundlagen der Arbeit mit einem Model
Bevor wir uns mit Posing-Techniken befassen, müssen wir zunächst verstehen, wie man mit einem Model arbeitet. Als Fotograf bist du nicht nur für das Setup des Lichts, das Fotografieren und die Nachbearbeitung verantwortlich, sondern auch für die Anleitung des Models.
Hier ist ein kurzer Leitfaden, um das Beste aus deinem Model herauszuholen:
- Planung: Bei der Vorbereitung deines Shootings solltest du dem Model genau mitteilen, was auf sie oder ihn zukommt und welchen Look du anstrebst. Sende Moodboards und erkläre die Ziele des Shootings. Dies kann auch Beispiele für verschiedene Posen enthalten, die du festhalten möchtest.
- Ankommen & Wohlfühlen: Sobald das Model am Set eintrifft, gib ihm oder ihr ein paar Minuten, um sich einzufinden. Eine gute Möglichkeit ist, sich gemeinsam hinzusetzen, etwas zu trinken anzubieten und ein kurzes Gespräch zu führen. Das hilft nicht nur dem Model, sich zu entspannen, sondern stärkt auch die Verbindung zwischen euch. So fühlt sich das Model wohler, anstatt direkt nach der Ankunft vor die Kamera zu müssen.
- Überprüfung: Es ist hilfreich, dem Model zwischendurch einige Aufnahmen zu zeigen. Dadurch kannst du nicht nur selbst überprüfen, wie das Shooting läuft, sondern auch dem Model die Möglichkeit geben, die eigene Performance einzuschätzen. Wichtig ist, dass das Model versteht, dass die Bilder sich noch im RAW-Zustand befinden und bis zum finalen Ergebnis noch einiges an Nachbearbeitung nötig ist. In dieser Phase geht es nur darum, mögliche Verbesserungen zu erkennen.
- Pausen: Achte darauf, dass das Model regelmäßig Pausen bekommt. Das Letzte, was du willst, ist ein müdes Model, dessen Erschöpfung auf den Bildern sichtbar wird. Besonders bei aufwendigen Posen oder unbequemer Kleidung kann das anstrengend sein. Auch das Licht spielt eine Rolle – wiederholte helle Blitze können zu mentaler Erschöpfung führen.
Unser Ziel ist es, dass sich das Model so entspannt und wohl wie möglich fühlt, um die beste Leistung vor der Kamera zu liefern. Die Pausen kannst du auch für das Auffrischen von Make-up und Haarstyling oder für Outfit-Wechsel nutzen.
Ein Fotoshooting kann aufregend sein, und es ist verständlich, dass wir voller Tatendrang all unsere kreativen Ideen umsetzen möchten. Doch ausreichende Pausen und ein angenehmes Arbeitsumfeld sorgen für ein glückliches Model – und das führt zu großartigen Ergebnissen.
Wichtige Posing-Techniken
Sorge für ein Repertoire an Posen, die du deinem Model anweisen kannst, damit dir während des Shootings nicht die Ideen ausgehen. Speichere diese Posen in einem Ordner auf deinem Handy oder Laptop, um sie jederzeit abrufen zu können. Denke an das Set an Posen wie an eine choreografierte Routine – so kann dein Model nahtlos durch deine Lieblingsposen wechseln und das Shooting läuft effizienter ab.
Stehende Posen
Zunächst betrachten wir stehende Ganzkörperkompositionen. Dabei ist es wichtig, dass die Pose schmeichelhaft wirkt und gleichzeitig Tiefe und Interesse hinzufügt.
Dreiviertel-Pose
Diese klassische Pose erfordert, dass sich das Model etwa 45 Grad von der Kamera abwendet, während das Gesicht weiterhin zur Kamera zeigt. Diese Haltung ist besonders vorteilhaft, da sie die Taille optisch schmaler wirken lässt und Tiefe in das Bild bringt.
Gewichtsverlagerung
Lasse dein Model das Gewicht auf ein Bein verlagern. Dadurch entsteht eine natürlichere Haltung, die Steifheit vermeidet und weiche, fließende Linien im Körper betont.
Bewegung
Ganzkörperposen mit dynamischer Bewegung verleihen dem Bild mehr Spannung. Dies ist besonders nützlich, wenn das Thema des Shootings Energie erfordert, wie beispielsweise bei Sport- oder Lifestyle-Shootings. Du kannst dein Model anleiten, Gehbewegungen, Laufposen oder sportliche Aktionen zu simulieren. Alternativ kannst du dein Model auch künstlerische Bewegungen ausführen lassen, etwa aus dem Tanzbereich. Die Bewegung kann zusätzlich durch fließende Kleidung oder im Wind wehendes Haar betont werden.
Hände und Arme positionieren
„Wohin mit meinen Händen?“ – diese Frage kennen wir alle. Doch es gibt viele Möglichkeiten, unnatürliche Handhaltungen zu vermeiden. Dein Model kann die Hände auf verschiedene Körperbereiche legen, beispielsweise an die Hüften, ins Haar, um das Gesicht zu rahmen oder locker gefaltet vor oder hinter dem Körper halten. Was vermieden werden sollte, sind steife und angespannte Arme. Falls die Hände locker an den Seiten herunterhängen sollen, achte darauf, dass sie entspannt wirken.
Winkel mit den Gliedmaßen erzeugen
Unnatürlich steife Posen lassen sich vermeiden, indem dein Model die Ellbogen, Knie oder Handgelenke leicht beugt. Dadurch entsteht eine interessante Bildkomposition mit dynamischen Linien, die den Blick des Betrachters lenken können. Falls du beispielsweise den Fokus auf das Gesicht legen möchtest, kannst du das Model dazu anleiten, die Arme in Richtung des Gesichts zu führen und es mit den Händen sanft zu umrahmen.
Sitzende Posen
Das Einbinden von Möbeln in dein Shooting eröffnet neue Möglichkeiten für stilisierte und interessante Kompositionen und erweitert die Bandbreite der Posen erheblich.
Haltung und Ausrichtung
Es sei denn, du fotografierst eine Kampagne für ergonomische Bürostühle, solltest du dich nicht scheuen, kreativ mit den Sitzposen zu werden. Experimentiere mit unkonventionellen Haltungen: Dein Model kann sich seitlich lehnen, die Beine anziehen, quer über den Stuhl liegen oder sich über die Rückenlehne beugen. Dies kann zu spannenden und außergewöhnlichen Kompositionen führen.
Hände und Arme positionieren
Beim Sitzen bieten sich für die Hände natürlichere und bequemere Platzierungsmöglichkeiten als im Stehen. Sie können auf den Armlehnen ruhen, locker im Schoß liegen oder – wie zuvor erwähnt – dazu genutzt werden, das Gesicht zu rahmen und markante Posen zu kreieren.
Beine
Da sich die Beine nun näher am Gesicht des Models befinden, können sie gezielt für die Bildgestaltung genutzt werden. Sie können als Führungslinien dienen oder als Rahmen für das Gesicht eingesetzt werden. Dein Model kann die Beine anziehen oder leicht überschlagen, um interessante, dynamische Posen zu erzeugen.
Es gibt Momente, in denen starre Posen bewusst eingesetzt werden können, beispielsweise für verspielte, symmetrische Kompositionen. Doch in den meisten Fällen solltest du darauf achten, dass dein Model eine entspannte Haltung einnimmt, um Bewegung und Fluss in das Bild zu bringen – oder die Gliedmaßen gezielt einsetzt, um die Aufmerksamkeit auf das Gesicht zu lenken.
Winkel nutzen, um Porträts zu optimieren
Die Wahl des Kamerawinkels kann unterschiedliche Eindrücke beim Betrachter hinterlassen. Diese Wahrnehmungen erfolgen oft unbewusst, weshalb es entscheidend ist, dass der Winkel mit den Zielen und dem Thema deines Shootings übereinstimmt:
- Augenhöhe: Befindet sich die Kamera auf Augenhöhe mit deinem Model, entsteht eine stärkere Verbindung zwischen Motiv und Betrachter. Diese Perspektive verleiht dem Model eine zugängliche und sympathische Ausstrahlung.
- Hoher Winkel: Wenn die Kamera von oben auf das Model gerichtet ist, erzeugt dies eine ganz andere Wirkung als die Augenhöhe-Perspektive. Das Model kann dadurch kleiner, schwächer oder sogar verletzlich erscheinen. Falls dein Ziel ist, Stärke oder Heldenhaftigkeit darzustellen, solltest du diesen Winkel unbedingt vermeiden.
- Niedriger Winkel: Richtest du die Kamera von unten auf dein Model, erzeugst du die klassische Heldenpose. Dieser Winkel lässt das Model größer wirken und vermittelt Dominanz und Autorität. Wenn du beim Betrachter Respekt für dein Model und die damit verbundenen Themen hervorrufen möchtest, ist dies die ideale Wahl.
Der Kamerawinkel muss immer mit der beabsichtigten Aussage des Bildes übereinstimmen. In der Porträtfotografie werden am häufigsten Aufnahmen auf Augenhöhe oder mit leicht niedrigem Winkel genutzt, da sie das Model vorteilhafter in Szene setzen und einen starken Eindruck hinterlassen. Hohe Winkel hingegen erzielen oft den gegenteiligen Effekt.
Häufige Fehler, die du vermeiden solltest
Wenn du deine Aufnahmen überprüfst und feststellst, dass etwas an den Posen deines Models nicht ganz stimmig ist, hilft dir dieser Leitfaden, die häufigsten Fehler bei einem Porträt-Shooting zu vermeiden.
Fehler #1: Die steife „Statue“-Pose
Ist Ihr Modell entspannt und verhält es sich vor der Kamera natürlich? Achten Sie auf jegliche Anspannung im Körper, insbesondere in den Schultern und Gliedmaßen. Ausdrucksstarke Emotionen können manchmal die Oberhand gewinnen und den Körper nicht ganz perfekt erscheinen lassen - aber das ist in Ordnung! Sie können jederzeit einen Körperfoto-Editor verwenden, um das endgültige Bild zu verfeinern.. Steife, leblose Posen sind jedoch viel schwieriger zu korrigieren. Es ist besser, echte, lebendige Emotionen einzufangen, denn kein Bildbearbeitungsprogramm kann die Energie eines echten Moments wiedergeben.
Fehler #2: Die „zu sehr bemühte“ Haltung
Viele Menschen werden sich vor der Kamera ihrer Körperhaltung plötzlich übermäßig bewusst und überkompensieren mit einer unnatürlichen Haltung. Achte darauf, dass der Rücken gerade ist, die Schultern entspannt und das Brustbein leicht gehoben – aber nichts davon sollte erzwungen wirken.
Fehler #3: Das „Wohin mit den Händen?“-Problem
Willst du eine kraftvolle Heldenpose inszenieren, doch dein Model hält die Hände verlegen vor dem Körper gefaltet? Handhaltungen kommunizieren Körpersprache und können die gewünschte Bildaussage unbewusst beeinflussen. Wir haben dies bereits angesprochen – achte darauf, dass die Hände eine bewusste Rolle in der Pose spielen und nicht unüberlegt positioniert sind.
Fehler #4: Das erzwungene Gesichtsausdruck
Der Gesichtsausdruck deines Models muss zum Thema des Shootings passen. Ein strahlendes Lächeln in einem düsteren, stimmungsvollen Setting wirkt fehl am Platz. Falls das Gesicht deines Models unnatürlich oder übertrieben posiert erscheint, lasse es sich entspannen. Eine leicht gesenkte Kinnhaltung, direkter Blick in die Kamera, die Zunge am Gaumen und leicht geöffnete Lippen erzeugen eine schmeichelhafte, ausdrucksstarke Mimik.
Fehler #5: Die übertriebene Pose
Zu stark überzeichnete, unnatürliche Posen können das Bild erzwungen wirken lassen und die Wirkung des Shootings schmälern. Ermutige dein Model zu kleineren, organischen Bewegungen und einer natürlichen Entwicklung der Pose. Behalte dabei stets das Wohlbefinden deines Models im Auge.
Fehler #6: Die unterschätzte Körpersprache
Nicht nur die Hände – der gesamte Körper erzählt eine Geschichte. Jede Haltung vermittelt eine Botschaft an den Betrachter. Vertraue auf dein Wissen über Körpersprache und nutze sie gezielt, um die Bildaussage zu verstärken.
Fehler #7: Der schweigende Fotograf
Kommunikation ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Shooting. Dein Model kann nicht sehen, was du durch die Kamera siehst – nur du kannst es. Daher ist es deine Aufgabe, präzise Anweisungen zu geben und dein Model anzuleiten. Klare, einfache Anweisungen, gepaart mit Lob und positiver Verstärkung zwischen den Aufnahmen, verbessern das Shooting-Erlebnis erheblich.
Einige Models haben eine Reihe von einstudierten Posen, die sie automatisch durchgehen, sobald sie das Klicken der Kamera hören. Andere warten auf deine Anweisungen. In beiden Fällen ist es wichtig, dass du eng mit deinem Model zusammenarbeitest und es gezielt führst. Nach ein paar Aufnahmen kannst du dein Model einladen, gemeinsam die Bilder auf der Kamera oder am Computer zu überprüfen.
Mit zunehmender Erfahrung wirst du diese Probleme schneller erkennen und effizienter korrigieren können. Manche Models brauchen auch etwas Zeit, um sich aufzuwärmen. Deshalb lohnt es sich, mit einigen Testaufnahmen zu beginnen – so kannst du nicht nur dein Licht anpassen, sondern gibst dem Model auch die Möglichkeit, sich zu entspannen und sicherer mit seinen Posen zu werden.
Fazit
Der Umgang mit Models ist eine wertvolle Fähigkeit, die unabhängig von den technischen Aspekten der Porträtfotografie erlernt werden muss. Durch klare Kommunikation und gezielte Anweisungen kannst du beeindruckende, schmeichelhafte Bilder kreieren. Sorge dafür, dass sich dein Model entspannt und wohlfühlt, und stelle sicher, dass es im Voraus über alle wichtigen Details des Shootings informiert ist. Eine detaillierte Planung hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und ein reibungsloses Shooting zu gewährleisten.
Ermutige dein Model und halte während des gesamten Shootings eine offene Kommunikation aufrecht, damit es weiß, dass es deine Vision erfüllt. Es kann zudem hilfreich sein, dem Model zwischendurch die Aufnahmen zu zeigen, damit es seine eigene Performance besser einschätzen kann.
Insgesamt ist das Arbeiten mit Models eine spannende und bereichernde Erfahrung – sowohl für den Fotografen als auch für das Model. Mit kontinuierlicher Übung wirst du bald Aufnahmen machen, die sich sehen lassen können – vielleicht sogar auf Magazin-Covern!